Ciceros zweite philippische Rede ist nach Auffassung des Autors der vorliegenden Studie das ber hmteste Beispiel f r die Existenz von Flugschriften in der sp ten r mischen Republik. Sie wurde offensichtlich wie ihr poetisches Pendant, Varros Bimarcus, im November 44 v. Chr. verbreitet. Sie war Bestandteil eines typischen Adelskonflikts, mobilisierte kurzfristig erfolgreich den Widerstand gegen M. Antonius und war ein Mittel Ciceros, den Senat als Machtzentrum zu erhalten. Sie gab den Befreiern um Brutus ein Handlungskonzept vor und trug wahrscheinlich zum Tod ihres Verfassers bei.
Diese Flugschrift ist eine eigenst ndige Form propagandistischer Flugschriftenfiktion bzw. eines ciceronianischen Mimesis-Modells. Vorstellungen der stoischen Philosophie und realen Politik wurden im Sinne eines mimetischen Konflikts zu einer radikalisierten Ideologie umgeformt und mimetisiert. Traditionelle rhetorische Handbuchmuster wurden zur Festschreibung von Ciceros Gesellschaftsmodell mimetisiert. Die eingef gten komponierten fabulae, wie die Rhetoriknachhilfestunde f r Antonius, die Curio-und Luperkalien-Episode sind entsprechend einer poetisierenden, bereichernden Rhetorik mit gro er inhaltlicher und stilistischer Freiheit komponiert und erzeugen ber Textdeixis, Personendeixis und Interferenzen Unterhaltung im Sinne von Propaganda. Der Diffamierung von Antonius Rede-und Lebensstil sind keine bzw. kaum Grenzen gesetzt.
In augusteischer Zeit wurde die Flugschrift entpolitisiert, monumentalisiert und zu einem literarisch- sthetischen Ideal stilisiert.